Versorgungslücke bei Abtreibungen – Stoppt das Stigma! 3. Oktober 202013. November 2020 Ungewollte Schwangerschaften passieren öfter als man denkt. Jedes Jahr haben etwa sechs von tausend Frauen in Deutschland eine Abtreibung, über die Hälfte von ihnen haben bereits Kinder. Trotz dieser Zahlen wird das Thema tabuisiert, man spricht nicht gern darüber, dass man abgetrieben hat. Die Frauen werden in dieser Situation zu oft alleine gelassen – denn: „Ungewollt schwangere Frauen haben vielerorts keine Wahl. In der Oberpfalz gibt es zum Beispiel keine*n einzige*n Ärzt*in, die Curettage-Abtreibungen durchführt, die ab der 10. Schwangerschaftswoche nötig sind“, mahnt Julia Krebs, Sprecherin der Grünen in Regensburg. Das führe zur weiteren Stigmatisierung und Tabuisierung von Schwangerschaftsabbrüchen. Sie und weitere Grüne Frauen nehmen den Safe Abortion Day am 28.9. und die zugehörige Kundgebung am 3.10. zum Anlass, um auf die eklatant schlechte Versorgung beim Thema Abtreibung hinzuweisen. Helene Sigloch ist Mitglied im Stadtvorstand und Sprecherin des AK Frauen der Grünen in Regensburg. Sie ergänzt: „Bei der Gesundheitsversorgung für Frauen haben wir eine echte Lücke. Wenn ich ein Kind bekommen möchte, habe ich Schwierigkeiten, eine Hebamme zu finden. Wenn ich ein Kind nicht bekommen möchte, muss ich für die Abtreibung nach Nürnberg reisen. Das ist nicht akzeptabel!“ Eva Konen ist Sprecherin der Grünen Jugend und des AK Frauen. Sie meint: „Es ist eigentlich nicht zu glauben, dass heutzutage Ärzt*innen Strafe zahlen müssen, wenn sie über Abtreibungen informieren, weil dies beliebig als Werbung betitelt werden kann. Abtreibung hat im Strafgesetzbuch nichts verloren!“ Stadträtin Wiebke Richter klagt vor allem über die Doppelmoral: „Wenn sich herausstellt, dass das Kind wahrscheinlich eine Behinderung haben wird, drängen Ärzt*innen oft vorschnell zum Schwangerschaftsabbruch. Für diesen Abbruch muss die Schwangere dann aber sehr weit reisen und wird auch häufig mit der anschließenden Trauer alleingelassen.“ Einen weiteren Kritikpunkt siehtVorstandsmitglied Anna Neubauer bei dem aktuellen Verfahren bei Abbrüchen. „Eine Zwangsberatung ist bevormundend. Bei keiner anderen Entscheidung muss eine Beratung erfolgen. Freiwillige Angebote können hilfreich sein, eine Pflicht dazu lehnen wir jedoch strikt ab. Frauen können selbst entscheiden, ob sie das Kind bekommen möchten.“ Da Abtreibung nach wie vor im Strafgesetzbuch steht, gibt es keine Seminare an den Universitäten, bei denen Abbrüche gelehrt werden. Studierende der Medizin organisieren eigene Veranstaltungen, um die Eingriffe an Papayas zu lernen und üben. Vorstandsmitglied und Stadträtin Theresa Eberlein ergänzt entsetzt: „Es braucht eine gute Ausbildung für unsere Ärzt*innen von morgen. Schwangerschafsabbrüche sind der häufigste Eingriff der Gynäkologie. Das ist kein Nischenthema!“